Über die Albert Konzerte

Die Tradition der Albert Konzerte, anspruchsvolle Programme, vorgetragen von den besten Solisten und Ensembles ihrer Zunft unter Leitung der größten Dirigenten und eine ausgeklügelte, oft eigenwillige Programmdramaturgie zu verwirklichen, reicht bereits über 120 Jahre zurück.

Es begann mit einer Vision des Buchhändlers Ernst Harms, Inhaber der Troemerschen Universitätsbuchhandlung in Freiburg seit 1892. Er wollte Kammerkonzerte veranstalten und dafür die bedeutendsten Musiker nach Freiburg holen. Ein Goethe-Abend mit Rezitationen des Münchner Intendanten Ernst von Possart und Liedvorträgen von Kammersänger Eugen Gura, am Flügel begleitet von Hofkapellmeister Bernhard Stavenhagen am 25. Januar 1901, war die Geburtsstunde der Harms-Konzerte. Beim Rezitationsabend mit Ernst von Possart saß erstmals ein großer Komponist am Flügel: Richard Strauss. Als erstes Gastorchester trat die damals weltberühmte Meininger Hofkapelle 1903 in Freiburg auf, in den kommenden Jahren sollten drei weitere Auftritte folgen. Die ersten Konzerte erklangen im Museums- oder Harmoniesaal, ab 1907 stand dann der Paulussaal zur Verfügung. Im selben Jahr war die erste Bruckner-Sinfonie in der jungen Geschichte des aufstrebenden Konzertunternehmens zu hören – es war die »Vierte« mit dem Münchner Kaim-Orchester, den heutigen Münchner Philharmonikern.

»Solo- und Kammermusikabende blieben der Trumpf«, wie der Musikkritiker Heinz W. Koch zum 100. Jubiläum der Albert Konzerte schrieb. »Die, die zu Daten im Freiburger Musikleben wurden, begannen sich zu häufen. 1912 trug das Klingler-Quartett alle Streichquartette Beethovens vor, 1921 gab es vier Beethoven-Programme des Pianisten Max Pauer. Ein Jahr zuvor hatten die ›Rosés‹ immerhin bereits ein Quartett Arnold Schönbergs im Notengepäck. Alle waren da, Georg Kulenkampff und Kempf, Elly Ney und Backhaus, Gieseking und Cortot, Edwin Fischer und Horowitz, Schnabel und Kreisler, Casals und Cassadó, Erb und Schlusnus.« (Badische Zeitung, 31. Januar 2001)

1923 erinnerte Otto Hoerth mit diesen Worten an Ernst Harms: Ein Mann, »der, ohne je persönlich aus seiner bescheidenen Reserve hervorzutreten, mit seltenem Instinkt für das Gute und Dauernde, mit zäher Beharrlichkeit und selbstloser Hingabe ein Lebenswerk schuf, das für das Kulturleben nicht nur Freiburgs, sondern auch ganz Oberbadens Bedeutung erlangt hat.« Und über die Konzerte sagte er: Sie »zeigen in ihrem ganzen Aufbau das Bestreben, die kostbarsten Schätze unserer gesamten Kammermusikliteratur von Bach bis auf die Modernen planvoll zu vermitteln. Sie haben hier namentlich dem Verständnis für Brahms und Reger eine breite Gasse gebahnt. Die fördernde Wirkung (…) kann nicht hoch genug angeschlagen werden. Ihnen verdankt Freiburg gerade in den letzten Jahren so manche Bekanntschaft mit modernen und modernsten musikalischen Erscheinungen, die ohne die Vorurteilslosigkeit des Konzertveranstalters vielleicht nicht so rasch den Weg zu uns gefunden hätten!« (Otto Hoerth, Freiburg und die Musik, Freiburg i.Br. 1923, S. 12f.)

Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker 1924 erstmals in Freiburg – ein Ereignis.

1924 begründete Ernst Harms die so genannten Maikonzerte der Berliner Philharmoniker (frühere Bezeichnung Berliner Philharmonisches Orchester) unter Wilhelm Furtwängler, der bis 1954 insgesamt sechzehnmal in Freiburg dirigieren sollte, Herbert von Karajan zwischen 1956 und 1967 fünfmal. Ein Klavierabend mit Elly Ney, der im März 1934 den 72. Kammermusik-Zyklus beendete, war das letzte der von Ernst Harms veranstalteten Konzerte.

Den 73. Konzert-Zyklus, der am 25. Oktober 1934 begann, eröffnete bereits Eberhard Albert – er hatte mittlerweile die Troemersche Universitätsbuchhandlung sowie die Konzertagentur übernommen – mit einem Violinabend von Georg Kulenkampff. Kriegsbedingt kam es dann zu einer Unterbrechung. Wieder aufgenommen wurden die Konzerte am 28. März 1946 mit einem Klavierabend von Karl-August Schirmer. Den ersten regulären Zyklus der Albert Konzerte eröffnete der aus der Emigration zurückgekehrte große Geiger Adolf Busch, Gründer des weltberühmten Busch-Quartetts, am 7. Oktober 1949 mit einem Bach-Abend. (Zwischen 1913 und 1933 hatte Busch bereits siebzehnmal in Freiburg konzertiert.) Einen Konzertsaal gab es noch nicht wieder, so ließ Eberhard Albert wiederholt das Straßenbahndepot in der Urachstraße für einige Stunden zum Saal umfunktionieren. Es sollen legendäre Abende gewesen sein.

Dirigent Karl Böhm und Eberhard Albert.

Eberhard Albert führte die Arbeit von Ernst Harms ausgesprochen erfolgreich fort und baute die künstlerische Linie im Sinne des Gründers weiter aus. Am 22. November 1960 war in der »Deutschen Zeitung« zu lesen: »Den bedeutendsten Platz im Musikleben nehmen die Albert Konzerte ein (…), deren Kammermusikprogramm mit internationalen Solisten seinesgleichen sucht.« Eberhard Albert verstarb im Mai 1968. Seine Witwe, Annemarie Albert, verkaufte drei Jahre später die Albert Konzerte zusammen mit der Universitätsbuchhandlung Albert an das Unternehmen Rombach.

Geiger Yehudi Menuhin und seine junge Kollegin Anne-Sophie Mutter (beide hinten Mitte), links hinten Eleonore Hodeige-Rombach und rechts vorne Dr. Fritz Hodeige.

Von 1968 bis Anfang 2010 zeichnete, mit einer kurzen Unterbrechung, Dirk Nabering für die Programmgestaltung verantwortlich – ein »Konzertmanager mit dem untrüglichen Gespür für programmatische Raffinesse und Originalität«, (Badische Zeitung, 7. Mai 2010), so der Leiter der Kulturredaktion der »Badischen Zeitung«, Alexander Dick. Heinz W. Koch erinnerte sich 2001: »Als der Autor dieses Beitrags – 31 Jahre ist’s her – die Albert Konzerte kennen lernte, fiel ihm als Erstes die hohe Hörkonzentration und – bald stellte es sich heraus – die enorme Kennerschaft vor allem ihres Kammermusikpublikums auf. (…) Eine Hörerschaft, der auch anspruchsvolle, anstrengende Programme zuzumuten sind.« (Badische Zeitung, 31. Januar 2001)
Der Pianist Rudolf Serkin, der zwischen 1922 und 1987 elfmal im Rahmen eines Albert-Konzertes auftrat, schrieb in einem Brief im März 1981: »Zum 80. Jubiläum möchte auch ich den Albert Konzerten herzlich gratulieren. Schon in den zwanziger Jahren durfte ich mit Adolf Busch und auch allein in Freiburg in den Harms Konzerten musizieren, und ich habe viele liebe und dankbare Erinnerungen an gute Freunde und an das Freiburger Publikum. Auch später in den Nachkriegsjahren hatte ich Gelegenheit die Vornehmheit und den Idealismus der Albert-Konzertdirektion zu bewundern. Möge sie diese große Tradition lange fortsetzen!« (Zit. nach: 100 Jahre Albert Konzerte. Eine Festschrift und Programmheft zum Konzert des Berliner Philharmonischen Orchesters am 2. September 2000, hg. von den Albert Konzerten, Freiburg i.Br. 2000, S. 44).

Jahrhundertsänger Dietrich Fischer-Dieskau und Klavierpartner Gerald Moore 1963 bei einem Albert-Konzert anlässlich der Neueröffnung des Paulussaals.

Anspruchsvolle Programme, vorgetragen von den besten Solisten und Ensembles ihrer Zunft unter Leitung der größten Dirigenten und eine ausgeklügelte, oft eigenwillige Programmdramaturgie – so lässt sich die Linie der Albert Konzerte über die Jahrzehnte zusammenfassen. Hierzu ein wenig Statistik mit großen Namen:
Alfred Brendel, dessen beide Beethoven-Zyklen zu den Albert-Denkwürdigkeiten zählen, trat seit 1976 über dreißigmal in Freiburg auf. Brendel schrieb einmal in einem Brief: »Für die Albert Konzerte macht man gerne einen Umweg. Sie gehören zu den originellsten und sympathischsten Konzertserien, die ich kenne.« (Ebd. S. 46) Gidon Kremer war seit 1979 zwanzigmal zu Gast, das Beaux Arts Trio seit 1973 achtzehnmal, Dietrich Fischer-Dieskau zwischen 1954 und 1989 dreizehn-, Heinz Holliger seit 1963 vierzehn- und Tabea Zimmermann seit 1985 sechzehnmal, Martha Argerich seit 1968 elfmal.

Nicht vergessen werden darf auch, dass die vom Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik Freiburg 1964 ins Leben gerufenen »Musica Viva Konzerte« bis zur Einstellung dieser Reihe zehn Jahre später im Arrangement der Albert Konzerte veranstaltet wurden. Von 1971 bis 1989 betreuten die Albert Konzerte außerdem Veranstaltungen für die »Internationalen Meisterkurse für Musik Freiburg«.

Neben den Kammermusik-Zyklen (2016/2017 lief der 144. Zyklus!) sind über die Jahre hinweg auch die Orchester-Zyklen der Albert Konzerte zu unumstößlichen Größen des Freiburger Musiklebens geworden – in der Spielzeit 2016/2017 fand im Freiburger Konzerthaus bereits der 21. Zyklus mit acht Konzerten statt. Die Ensemble-Statistik bei den Orchestern führt das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg an, das zwischen 1955 und bis zu seiner Zerstörung im Jahr 2016 rund 50 Mal bei den Albert Konzerten auftrat. Auf 23 Auftritte seit 1924 – zuletzt im Jahr 2000 – brachten es die Berliner Philharmoniker. Die Wiener Philharmoniker waren seit 1958 insgesamt neunmal zu hören, nach längerer Abwesenheit endlich wieder im Jahr 2010 unter Leitung von Esa-Pekka Salonen, danach 2013 unter Lorin Maazel (500. Bühnenjubiläum von Maazel und den Wiener Philharmonikern bei den Albert Konzerten) und zuletzt 2016 unter Gustavo Dudamel.

2010 übernahm Dr. Leander Hotaki die Leitung der Albert Konzerte. Seine Ziele formulierte er folgendermaßen: »Künstlerische Spitzenqualität und Programmdramaturgie werden weiterhin im Zentrum stehen. Ab der nächsten Spielzeit sollen aber auch Klassik-Einsteiger durch spezielle Konzertformate und Neuerungen für die Albert-Musikerlebnisse gewonnen werden.« (im Interview mit der Verfasserin im Juni 2011)

Stargeigerin Arabella Steinbacher, nach ihrem Auftritt bei den Albert Konzerten im Dezember 2011, und Andreas Hodeige.

2011 wurde eine diesem Ziel verpflichtete erste Initiative, eine Kooperation der Albert Konzerte mit dem Studium generale der Universität Freiburg, mit einer Franz-Liszt-Nacht im Audimax erfolgreich gestartet. Im Zentrum dieser Kooperation steht auch die Förderung von Nachwuchskünstlern, die den Albert Konzerten ein sehr wichtiges Anliegen ist. Seit 2011 haben bereits rund 20 Konzerte mit hochbegabten Nachwuchskünstlern in der Aula der Universität Freiburg stattgefunden – die Reihe hat sich international längst einen Namen gemacht.
Hotaki betont: »Mäzenatentum und Sponsoring der Heinrich Rombach KG und der Volksbank Freiburg ermöglichen diese einzigartige privatwirtschaftliche Konzertreihe, die zu den bedeutendsten Veranstaltern klassischer Konzerte in Deutschland zählt.« (ebd.)

 

Die Firmengeschichte wurde entnommen aus: Sabine Frigge, 75 Jahre Rombach. Aus Tradition in die Zukunft. 1936-2011, Rombach Verlag KG, Freiburg i.Br./Berlin/Wien 2011, S. 94-101. Der Beitrag wurde leicht verändert und erweitert.

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